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(12.12.2011, Margot Reibelt) Die Bezeichnung Atombombe wird heutzutage nicht mehr so gerne verwendet, lieber spricht man von Kernwaffe oder Nuklearwaffe. Zu ihrer Herstellung wird entweder reines Plutonium, hochangereichertes Uran oder eine Legierung aus beidem verwendet. Plutonium kommt aber nicht in der Natur vor. Plutonium entsteht in Kernreaktoren, die mit Uran als Kernbrennstoff arbeiten, als unvermeidliches Nebenprodukt. Während das Uran mit Neutronen beschossen wird, verwandelt sich ein Teil des Urans in Plutonium. Ein abgebranntes Brennelement enthält etwa 1% Plutonium.
Hinter der Energiegewinnung in Atomkraftwerken durch Kernspaltung verbirgt sich übrigens keine großartige, geheimnisvolle Technik. Nein, es wird ganz banal die Hitze genutzt, die durch kontrollierte Kernspaltung entsteht. Mit der Hitze werden Turbinen angetrieben, die den Strom erzeugen, so wie in jedem Kohle- oder Gaskraftwerk auch. Ein immenser Aufwand ist jedoch nötig, um mehr oder weniger erfolgreich zu verhindern, dass zu viel Radioaktivität in die Umwelt gelangt.
Um das Plutonium aus den abgebrannten Brennelementen abzuscheiden braucht man Wiederaufarbeitungsanlagen. Nur die Atommächte betreiben Wiederaufarbeitungsanlagen, mit Ausnahme Japans. Deutschland lässt seine abgebrannten Brennelemente in La Hague, Frankreich und in Sellafield, Groß Britannien aufarbeiten. Weitere Wiederaufarbeitungsanlagen werden u.a. in Russland, China, in den USA, Nordkorea und Indien betrieben.
Die einzelnen chemischen Elemente werden mittels flüssiger Chemikalien aus den Brennelementen herausgelöst, was zu einer Vervielfachung des radioaktiven Abfalls führt. Außerdem findet eine beispiellose Umweltverschmutzung durch Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt statt, sowohl ins Meer als auch in die Luft. Alle Wiederaufarbeitungsanlagen stehen direkt am Meer. Die Wiederaufarbeitungsanlage im britischen Sellafield hat seit ihrer Inbetriebnahme vor fünfzig Jahren eine vergleichbare Menge langlebiger radioaktiver Substanzen freigesetzt wie die Atomkatastrophe in Tschernobyl 1986. Nach einer Reihe von Skandalen wurde das ehemalige Windscale in Sellafield umbenannt.
Die Wiederaufarbeitung dient also nicht der Schonung der Ressourcen, wie der clever gewählte Name suggeriert, im Gegenteil. Wenn Deutschland seine abgebrannten Brennelemente direkt der Endlagerung zuführen würde, könnten viele gefährliche und teure Transporte vermieden werden und die Zwischen- oder Endlagerplätze würden wesentlich länger reichen.
Sie erinnern sich an die WAK, die Versuchsanlage zur Wiederaufarbeitung, auf dem Gelände des Forschungszentrums Karlsruhe? Nun, die WAK stand bekanntlich nicht an einem Meer. Der WAK hatten wir die 70 000 Liter hochradioaktiver Atomsuppe zu verdanken, für welche eigens eine Verglasungsanlage gebaut werden musste und die nun in Castoren zur Zwischenlagerung abtransportiert wurde. Diese Hinterlassenschaft der deutschen Atomindustrie hat den Steuerzahler bisher 2,4 Milliarden Euro gekostet. Ein Ende ist noch nicht abzusehen.
Ach übrigens: Die Weiterverarbeitung des abgetrennten Urans, mit 95% Hauptbestandteil des abgebrannten Brennstoffs, ist aufwändig und daher derzeit unwirtschaftlich. Weil aber Deutschland neuerdings auch das abgeschiedene Plutonium (teilweise) wieder zurücknehmen soll, setzt man das Plutonium den Brennstäben in Form von Mischoxid wieder zu. So erhält man nicht nur unnötig teure, sondern auch hochgefährliche MOX-Brennelemente. Diese MOX-Brennelemente wurden in fast allen deutschen Atomkraftwerken verwendet. Laut Umweltministerium sind sie derzeit in Baden-Württemberg sowohl in Philippsburg 2 als auch in Neckarwestheim 2 im Einsatz. Es ist geplant, sie weiter in den nächsten 20 Jahren in den neueren Reaktoren einzusetzen. Deutschland hat sich auch dazu verpflichtet, den entstandenen Flüssigabfall zurückzunehmen. Ein solcher Transport von verglastem Flüssigabfall fand zuletzt vom 23.11.bis 28.11. 2011 von La Hague nach Gorleben statt!
Gegen diesen ganzen Wahnsinn, der sich fortsetzt mit der Forschung für eine neue, 4. Generation von Atomkraftwerken im Europäischen Institut für Transurane (ITU) und im KIT Nord in Karlsruhe, richtet sich der Protest der Atomkraftgegner!
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