BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Linkenheim-Hochstetten

Die wahren Kosten der Atomenergie und warum die Energiewende behindert wird

(03.04.2014)

16 Tage nach Beginn der Katastrophe von Fukushima hat die EU (EU-Eilverordnung 297/2011) die Grenzwerte für aus Japan importierte Lebensmittel so weit erhöht, dass diese jetzt höher sind als in Japan selbst. Beim nächsten großen Atomunfall gelten automatisch noch höhere Grenzwerte (EGVerordnung 3954/87) für importierte Lebensmittel.

Inzwischen ist der Zusammenhang zwischen der höheren Strahlenbelastung in Bayern, den neuen Bundesländern, West-Berlin, Dänemark, Island, Lettland, Norwegen, Polen, Schweden und Ungarn und schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen durchaus statistisch erfassbar. Solche Folgen sind eine Zunahme tot- oder mit Downsyndrom geborener oder an Leukämie erkrankter Kinder. Beispielsweise kam es zwischen 1986 und 1992 zu ungefähr 3200 mehr Totgeburten. Wie nach Tschernobyl wurde auch in Japan dieser grausame Zusammenhang bestätigt. Desweiteren kommen neue Studien der Russischen Akademie der Wissenschaften für Weißrussland, Ukraine und Russland alleine auf 270.000 zusätzliche Krebserkrankungen, von denen voraussichtlich 93.000 tödlich enden werden. Hinzu kommen Lungen-, Herz-Kreislauf- und andere Krankheiten. Immer noch wird kaum beachtet, dass auch große Gebiete Westeuropas mit über 40.000 Bequerel pro Quadratmeter belastet sind, hierdurch bedingte zusätzliche Todesfälle sind noch nicht berücksichtigt.

Aber auch ohne Havarie ist und bleibt die Produktion von Atomstrom höchst rücksichtslos und unverantwortlich. Kinderkrebsstudien belegen eine um so höhere Erkrankungsrate an Leukämie je geringer die Entfernung des Wohnortes zur Atomanlage ist und dies weltweit. Weil die Latenzzeit bei Leukämie von allen Krebsarten am kürzesten ist und weil eine Krebserkrankung um so früher ausbricht, je jünger der Patient ist, kann man die Ergebnisse der Studie zur Kinderleukämie stellvertretend für andere Krebsarten in allen Altersgruppen betrachten.

Immer noch ist in keinem Land der Welt die Frage der Endlagerung geklärt. Generationen nach uns werden sich um den heute erzeugten Atommüll und den Rückbau radioaktiver Atomkraftwerke kümmern müssen, von denen jetzt nur die Atomindustrie profitiert. Für die Allgemeinheit war Atomstrom noch nie billig. Die Atomenergie wurde bisher je nach Schätzung mit 45 bis 80 Milliarden € Steuergeld gefördert. Berücksichtigt man die externen Gesamtkosten, so beträgt der wirkliche Preis einer Kilowattstunde Atomstrom 2,20 €. Obwohl Deutschlands größter Atomkraftwerks-Betreiber e.on 2007 einen Überschuss von 5,1 Mrd. € erzielt hat, erhöhte das Unternehmen die Strompreise zum 1.1.2008 um bis zu 10%. Der Steuerzahler unterstützt die Atomenergie mit einer zweistelligen Milliardensumme. Von den günstigen Erzeugungskosten profitieren aber nur die Energieunternehmen, nicht die Bürger.

Im Gegensatz zur Atomenergie wurden die Forschung und Entwicklung für erneuerbare Energien überwiegend privat finanziert. Dem früheren Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) verdanken wir das Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), das die bevorzugte Einspeisung von Strom aus eneuerbaren Quellen regelt und feste Einspeisevergütungen garantiert. Das deutsche EEG wurde übrigens in vielen Ländern nachgeahmt. Dank des EEG begann ein so rasantes Wachstum der erneuerbaren Energien, wie es niemand vermutet hätte. Nun setzt die aktuelle schwarz-gelbe Bundesregierung alles daran, diese immense Leistung wieder zunichte zu machen. Ohne Not wird innerhalb weniger Wochen ein Gesetz durchgepeitscht, das die Einspeisevergütung für Solarstrom drastische senkt. Den Stromkonzernen ist der Solarstrom ein Dorn im Auge, weil er zur Mittagspitze eingespeist wird, wenn der Strombedarf besonders groß ist. Früher war dieser Strom sehr teuer und trug dadurch wesentlich zu den Profiten der Stromkonzerne bei. Nun sinkt der Spitzenpreis durch den rasch anwachsenden Solarstrom. Um das Absinken der Spitzenstrompreise zu stoppen, ist die Bundesregierung bereit, eine wichtige Zukunftsbranche in Deutschland zu opfern. Während sie die Förderung von Solarstrom drastisch zurückfährt, verdoppelt sie die garantierte Einspeisevergütungen für Strom aus Offshore-Windkraftanlagen gegenüber Strom von Windrädern an Land. Durch die Förderung von Offshore-Windkraftanlagen wird die Vormachtstellung der Konzerne weiter gefestigt, diese rechnen bereits mit Renditen von über 20%, die benötigten Leitungstrassen aber bezahlt die Allgemeinheit. Da Solarstrom in kleinen Anlagen dezentral erzeugt wird, trägt er zur Entmachtung der großen Stromkonzerne bei und es werden weniger Stromleitungen gebraucht.

Ein weiteres Geschenk hat unsere schwarz-gelbe Bundesregierung der Großindustrie gemacht, sie hat diese vom Netzentgelt befreit, rückwirkend für 2011. Die Kosten für die Netzentgelte der Großindustrie werden den Privathaushalten und den mittleren und kleinen Unternehmen aufgebürdet, dadurch steigt der Strompreis und nicht wegen der Energiewende.

All diese Informationen finden Sie im Internet. Sie fragen sich, warum Sie unter den vorderen Ergebnissen der Suchmaschinen so viele verharmlosenden Darstellungen finden? Selbstverständlich gibt es Methoden, unerwünschte Beiträge weit nach hinten zu verschieben.

Quellen:

foodwatch.de/kampagnen_themen/radioaktivitaet/nachrichten/lebensmittel_importe/index_ger.html

 

http://www.robinwood.de/german/magazin/200601/artikel8.htm

http://www.ippnw.de/atomenergie/atom-gesundheit/tschernobylfolgen/kurzfassung.html

http://www.wodarg.de/politikfelder/weitere_politikfelder/1827655.html

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>

  • Deutschlands starke Start-up-Szene

    Deutschland hat eine der erfolgreichsten Start-up-Szenen. Im internationalen Vergleich liegen wir mit 31 milliardenschweren Start-ups – [...]

  • Klimaschutz ist Menschenschutz

    Starkregen und Hochwasser werden durch die Klimakrise häufiger und extremer. Eine neue Studie des Umweltbundesamts zeigt, dass mehr als 80 [...]

  • Drei Jahre Regierungsbilanz Ampel

    Seit fast drei Jahren sind wir als Teil der Bundesregierung im Amt. Von Beginn an waren die Herausforderungen groß und sind es immer noch. [...]